Generell können ungegerbte bzw. lediglich mit Aluminiumkaliumsulfat behandelte Häute nachträglich nur eingeschränkt bearbeitet werden. Sie reagieren auch wesentlich empfindlicher auf unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten. In getrocknetem Zustand sind sie fest und unflexibel, in nassem Zustand quellen sie unkontrolliert auf. Außerdem neigen sie dazu, auch nach einem Gerbvorgang wieder ihre ursprüngliche Form anzunehmen (s. Rau, 1985).
Daher konnten nur kleinere Bereiche aufgeweicht werden und diese mußten anschließend fest fixiert werden. Auf eine moderne Chromgerbung wurde verzichtet, da zu wenig über deren Wirkung auf alte Häute bekannt ist. Für einige der neueren Schäden an den Mainzer Quaggas (besonders am Hengst) wird u.a. die nachträgliche Chromgerbung verantwortlich gemacht.
Da das Sumatra-Nashorn zu den am stärksten bedrohten Tierarten zählt, muß davon ausgegangen werden, daß zukünftig kaum noch Tiere in den Besitz von Museen gelangen. Es galt daher, alle eingesetzten Verfahren und Materialien reversibel einzusetzten. Daher durften z.B. Zweikomponentenkleber und Kunstharze nicht verwendet werden und es mußte auf Materialien zurückgegriffen werden, die vielleicht weniger effektiv sind. Heute oft verwendete Zweikomponentenkleber fixieren die Haut sehr fest an seinem Grundkörper, was mit Dispersionsklebern (wie dem hier verwendetet Planatol BB) natürlich nicht möglich ist.
Die nachträgliche Paraffinierung der Haut bietet den Vorteil, daß das Paraffin diese etwas flexibler macht und zusätzlich eine Schutzschicht bildet. Besonders letzterer Aspekt ist dann bedeutsam, wenn auch zukünftig eine klimatisierte Unterbringung nicht möglich sein sollte.
Eine vollständige Umarbeitung konnte auf Grund der oben aufgeführten Gründe also nicht durchgeführt werden. Das hier verwendete Verfahren stellt daher einen Kompromiß zwischen der Verantwortung zum Erhalt und der Präsentation gegenüber dem Besucher dar. Letzerer muß bei einer öffentlichen Präsentation darüber informiert werden, daß es sich um ein historisches Präparat handelt und nicht um eine möglichst naturgetreue Nachbildung.
Nach Abschluß der Arbeiten wurde die Dermoplastik wieder im Magazin II (Kellergeschoß) der Naturwissenschaftlichen Abteilung untergestellt. Dieser Raum verfügt über keine Klimatisierung. Leider lassen sich daher keine exakten Angaben über Temperatur und Luftfeuchte der vergangenen zwei Jahre machen. Im Oktober 1999 wurde die Dermoplastik auf erneute Schäden hin untersucht. Dabei zeigte sich, daß es lediglich im Bereich der Bauchnaht wieder zu deutlichen Veränderungen gekommen ist. Die Haut an dieser Naht ist nochmals geschrumpft und bedarf daher einer Nacharbeitung. Dieser Bereich wurde aber während der Restaurierung bewußt ohne Zusatz von Planatol BB im Plastilin behandelt, damit im Falle einer erneuten Schrumpfung hier eine Sollbruchstelle entsteht - ohne daß die wesentlich arbeitsaufwendigeren Bereiche an den Flanken des Körpers in Mitleidenschaft gezogen werden. Das bisherige Ergebnis stimmt zuversichtlich, auch wenn zwei Jahre für eine Bewertung noch nicht ausreichen.