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Eiszeit

Führungen und Wegweiser durch die Ausstellung

Letzte Änderung: 30.05.2002


Führungen:

Führungen für Schulklassen (20 EUR) und private Gruppenführungen (30 EUR) können nach Voranmeldung vereinbart werden.
Sie können sich unter der Telefonnummer 0611 / 335-2194 über mögliche Termine informieren. Falls der Apparat nicht besetzt ist, sprechen Sie bitte langsam auf das Band (Name, Gruppengröße, Terminwunsch). Herr Altzweig wird Sie umgehend zurückrufen. Sie können natürlich auch ein Fax (0611 / 335-2192) oder eine Email an uns schicken. Beachten Sie bitte auch das Sonderprogramm von Agil.
Zur letzten Ausstellung (der Regenwald) haben über 700 Gruppen dieses Angebot genutzt.

Natürlich kann die Ausstellung auch in Eigenregie erkundet werden. Dafür ist der Ausstellungsführer sehr nützlich.


Wegweiser durch die Ausstellung

Der Führer durch Ausstellung kann an der Kasse erworben werden.

Sehr geehrte Besucher, liebe Kinder,

die Naturwissenschaftliche Sammlung begrüßt Sie herzlich im Landesmuseum Wiesbaden. Nachdem die Regenwald-Ausstellung im vergangenen Jahr so großen Zuspruch erfahren hat, bieten wir Ihnen nun eine Zeitreise zurück in die letzte Kaltzeit an. Gezeigt wird Mitteleuropa vor 12.500 Jahren, als ein deutlich kühleres Klima Europa beherrschte. Wir wünschen Ihnen viel Spaß in unserer Ausstellung. Begleitende Informationen können Sie diesem Führer und dem Internet entnehmen.

Was macht die Paläontologie so spannend?

Wenn man bedenkt, daß man erst seit etwa 150 Jahren das Alter der Erde auf einige Millionen Jahre festlegte (heute werden 4,5 Milliarden Jahre angenommen), so ist die Paläontologie noch eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Auch schon vor dieser Zeit fanden sich Knochen, Zähne und Gehäuse (also feste Bestandteile) im Boden und Gestein, nur hatte man keine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen. Zahlreiche Schwierigkeiten treten auch heute noch bei der Bewertung dieser Funde auf. So muß beispielsweise das Alter ermittelt werden. Nicht selten läßt sich aber nur auf Grund der Lage ein relatives Alter angeben, also das Alter im Vergleich zu anderen Fundstellen. Fossilien sind meistens nur Teile eines Lebewesens und so müssen die unbekannten Organe hinzugedacht werden. Dabei spielt natürlich auch etwas Kreativität und Fantasie eine Rolle, aber man ist erstaunt, wieviel Information in einem einzigen Zahn verborgen sein kann. Zahlreiche Ergebnisse lassen im Laufe der Jahrzehnte ein Bild entstehen, daß dem vergangenen Lebensraum möglicherweise sehr nahe kommt. Wir dürfen uns aber nicht täuschen, daß noch vieles unbekannt ist oder auch bleiben wird.

Die Eiszeit

Das Klima

Im Laufe der Erdgeschichte hat es immer wieder Eiszeiten gegeben. Über die seit etwa zwei Millionen Jahren andauernde letzte Eiszeit wissen wir ungleich mehr, da dieser Zeitabschnitt nicht nur unsere Landschaften prägte, sondern auch zahlreiche Fossilien davon zeugen. Der Name Eiszeit läßt vermuten, daß während der gesamten Zeit ein kaltes Klima vorherrschte. Dies trifft aber nicht zu, da es ständig Wechsel zwischen Kalt- und Warmphasen gab. Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte haben sogar ergeben, daß diese Wechsel teilweise sehr schnell stattfanden (in weniger als 100 Jahren). Wen wundert es da, daß zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dabei ausstarben. Selbst nach dem Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 10.000 Jahren hat sich das Klima in Europa mehrfach geändert.
Während der letzten Kaltzeit (100.000 bis 10.000 Jahre) war die Durchschnittstemperatur etwa 10º niedriger als heute. Große Teile Nordeuropas und des Alpenraumes waren von einem dicken Eispanzer bedeckt.

Die Vegetation

Da Niederschläge in Form von Schnee geringer als heute waren, hatten die Pflanzen im kurzen Sommer eine Chance zum Wachstum. Bäume konnten hier aber nur sehr schwer bestehen. Sträucher, Kräuter und Gräser dominierten in den kurzen Sommern. Vergleichbare Lebensräume finden sich noch heute in den Tundren Sibiriens und der Region oberhalb der heutigen Baumgrenze in den Alpen. Wie nahrungsreich eine solche Vegetation sein kann, wissen wir insbesondere von den jährlichen Viehauftrieben auf die Almen. Aber auch im Winter war der Boden nicht völlig zugeschneit und ermöglichte so den Tieren wenigstens eine karge Ernährnung.

Die Tierwelt

Die Ausstellung in Wiesbaden zeigt überwiegend Großtiere aus der letzten Kaltzeit. Manche kennen wir auch heute noch, wie beispielsweise die Nachfahren des gezeigten Wolfes, des Steppenwisents, des Rentieres und des Moschusochsen. Andere sind dagegen ausgestorben, wie das Mammut, der Höhlenbär, das Wollnashorn oder auch der Auerochse. Von den noch heute lebenden Tieren finden sich Originalpräparate, die ausgestorbenen Tiere werden in Form von Rekonstruktionen (Repliken) gezeigt. Die Ausstellung zeigt eine sommerliche Landschaft innerhalb der letzten Kaltzeit. Um in diesem Klima bestehen zu können, zeigen Tiere und Pflanzen besondere Anpassungen. So fällt beispielsweise die enorme Größe der Tiere auf. Noch heute kann man beobachten, daß Elche im Norden Amerikas größer sind, als ihre Artverwandten in Europa. Der Grund dafür ist die Verringerung der Oberfläche im Vergleich zum Volumen bei großen Körpern. Damit wird weniger Wärme abgestrahlt und somit Energie gespart. Auch sind Körperanhänge, wie Ohren und Extremitäten kleiner ausgebildet, damit über diese weniger Wärme verloren geht. Besonders markant ist die Ausbildung eines dichten und langen Fells, insbesondere während des Winters. Heute noch zeigen unsere Wildtiere diesen jährlichen Fellwechsel. Nashörner und Elefanten stellt man sich gemeinhin aber nicht in einem dichten Fell vor. Die im Permafrost Sibiriens gefundenen Kadaver von Wollnashorn, Mammut und Steppenwisent waren daher anfangs eine große Überraschung.
Auch in der Ernährungsweise mußten sich die Tiere anpassen. Während der Warmphasen lebten auch in unserer Region Waldelefanten mit niederkronigen Backenzähnen. Diese eigneten sich besonders zum Zermahlen von Blättern, nicht aber von Gras, das die Hauptnahrung des Mammuts bildete. Da Gräser sozusagen Sand in ihre Grundstruktur einbauen, haben Mammuts hochkronige Zähne und wie alle Elefantenvertreter einen regelmäßigen Zahnwechsel.
Andere Tiere, wie beispielsweise unsere Bären, vollführen einen Winterschlaf während der kalten Jahreszeit und sparen so an Energie. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, daß auch manche Vögel in kalten Nächten ihre Körpertemperatur erniedrigen können. Als weitere Anpassung an kalte Klimate zeigen Schneehase, Eisfuchs und Schneehühner einen winterlichen Farbwechsel und tarnen sich mit weißer Hülle im Schnee. Andere sind auch im Sommer weiß, wie beispielsweise die Schnee-Eule.

Warum starben manche Tiere aus?

- Zahlreiche Tierarten sind während der Eiszeit und am Ende der letzten Kaltzeit ausgestorben. Die angeführten Gründe sind unterschiedlich schlüssig. So kann man sicher sagen, daß ständige Klimawechsel - insbesondere wenn diese schnell stattfinden - die Tier- und Pflanzenwelt vor große Probleme stellt. Kommt es zu langsamen Wechseln, können sich diese möglicherweise noch rechtzeitig durch Mutation und Selektion anpassen. Wenn darüber hinaus auch noch natürliche Barrieren ein räumliches Ausweichen verhindern, wie beispielsweise die in ost-westlicher Richtung verlaufenden Alpen in Europa, begünstigt dieses das Aussterben doch deutlich. In den letzten Jahren wird diskutiert, wie sehr bereits die damaligen Menschen durch Bejagung einige der Großtiere auslöschten. Dies darf aber nicht aus dem Zusammenhang mit dem Klimawechsel und dem damit einhergehenden Mangel an Nahrung betrachtet werden. Man muß sich vergegenwärtigen, daß damals nur wenige Menschen in Eurasien lebten und man auch noch nicht aus “Spaß” Tiere tötete. Erst in moderner Zeit sind Menschen eindeutig für das Aussterben zahlreicher Tiere und Pflanzen verantwortlich.

Nun ein Blick auf die gezeigten Exponate in der Ausstellung

Eingangssaal

Höhlenmalerei [Plan Nr. 1]

- In Mitteleuropa fanden sich bis heute nur wenige Höhlen mit entsprechenden Tierdarstellungen. Dagegen zeigt auch der Film im Vortragssaal die imposanten Höhlenmalereien im Süden Frankreichs (beispielsweise aus Lascaux). Die Darstellungen sind außerordentlich realistisch und detailreich und oft finden sich auch Jagdszenen, die uns einen Blick in diese Vergangenheit ermöglichen.

Eis- oder Polarfuchs (Alopex lagopus) [2]

- Bitte entschuldigen Sie, wenn nicht alle Tiere der Ausstellung tatsächlich im Sommerfell gezeigt werden. Der Eisfuchs ist dann nämlich bräunlich gefärbt. Die Tiere besitzen an Zehen und den Sohlenballen Haare, die ihnen das Leben auf dem Schnee und Eis erleichtern. In unserer Region verschwanden die Tiere nach der letzten Kaltzeit und sind heute noch in der gesamten arktischen Region verbreitet.

Vielfraß (Gulo gulo) [3]

- Dieses Tier gehört zu den Mardern und seine Ähnlichkeit mit dem Dachs ist unverkennbar. Die heute noch in Nordeuropa und allen arktischen Lebensräumen weit verbreite Art tritt als Einzelgänger auf. Der Vielfraß ist ein guter Schwimmer und kann auch auf Bäume klettern. Sein Jagdrevier ist durchschnittlich 1.000 Quadratkilometer groß und auch im Winter streifen sie darin umher. Der Name leitet sich möglicherweise von dem norwegischen Wort “fjellfrass” ab, was man mit Bergkatze übersetzen könnte.

Eiszeitlicher Tiger (Panthera spec.) [4] ausgestorben

Heute finden sich nur noch zwei Vertreter der Katzen in Mitteleuropa: Wildkatze und Luchs. Noch bis zum Ende der letzten Kaltzeit lebten hier aber eine größere Anzahl unterschiedlicher Arten. Von Höhlenzeichnungen wissen wir, daß in Südeuropa Löwen lebten, wohingegen einige Forscher vermuten, daß nördlich der Alpen Tiger an der Spitze der Nahrungspyramide standen. Noch heute bieten die Schädel von Löwe und Tiger kaum Merkmale zur Unterscheidung. Daher bleibt es Spekulation, ob es Tiger oder Löwen waren.

Rentier (Rangifer tarandus) [5]

- Das Rentier bewohnt die arktische Tundra, subarktische Waldtundra und Taiga in Eurasien und der Neuen Welt. Es ist die einzige Hirschart Europas, bei der auch die Weibchen ein Geweih tragen. Es fallen auch die breiten Hufe und die langen Nebenhufe (2. u. 5. Zehe) auf, die u.a. die Fortbewegung im Sommer erleichtert, wenn der Boden aufweicht, aber auch im Winter auf Schnee und Eis nützlich sind. Große Herden streifen unter der Führung eines alten Weibchens umher, die älteren Männchen sind meistens Einzelgänger. Auch in Mitteleuropa fanden sich während der Kaltzeiten wiederholt Rentiere, deren Knochen und Geweihe als Fossilien gefunden werden.

Riesenhirsch (Megaceros giganteus) [6] ausgestorben

- Auch in den Wiesbadener Fossilschichten finden sich zahlreiche unterschiedliche Geweihträger, die jeweils unterschiedliche Klimazonen und Lebensräume bewohnten. Die Riesenhirsche besaßen ein imposantes Geweih mit einer Auslage von über drei Metern. Man kann sich leicht vorstellen, daß die Tiere Bewohner der Steppe oder waldnaher Bereiche waren, auf keinen Fall aber im Wald lebten. Dort wäre ein solches Geweih ganz sicher hinderlich gewesen.

Schneehase (Lepus timidus) [7]

Wer hat nicht schon auf einer Bergwanderung vergeblich nach Schneehasen Ausschau gehalten? Die Tiere sind durch ihr Fell perfekt getarnt. Sie bevölkern den Norden Eurasiens und in einer kleineren Unterart auch die Alpen. Auch sie besitzen behaarte Füße, die ihnen das Leben erleichtern. Mit drei Würfen pro Jahr können sie nach einem harten Winter schnell wieder Verluste ausgleichen.

Steppenwisent (Bison priscus) [8]

- Noch heute leben Wisent und Bison in den nörlichen Regionen Europas und Nordamerikas (der nordamerikanische Bison ist höchstwahrscheinlich keine eigenständige Art). Nachdem die Tiere schon durch Bejagung und Verlust ihres Lebensraumes fast ausgestorben waren, konnte diese Art aus kleinen Populationen in Naturschutzgebieten Polens und in zoologischen Gärten weitergezüchtet und gerettet werden. Der Steppenwisent ist möglicherweise der Urahn des heutigen Wisents, unterscheidet sich aber deutlich in der Größe.

Höhlenbär (Ursus spelaeus) [9] ausgestorben

Höhlenbär Zahlreiche Tiere der Eiszeit bekamen einen “Höhlen-Titel” verliehen, ob Höhlenbär, Höhlenlöwe oder Höhlenhyäne. Von den Bären ist ja bekannt, daß viele einen Winterschlaf ausüben. Wenn so ein Tier im Herbst keinen ausreichenden Speckvorrat aufbauen konnte, verendete es nicht selten in einer Höhle und entsprechend häufig werden die Knochen der eiszeitlichen Bären gefunden. Von den Höhlenbären nimmt man auf Grund des Gebisses an, daß sie sich noch deutlicher als heutige Braunbären von Pflanzen ernährten.

Moschusochse (Ovibos moschatus) [10]

- Die gedrungenen und schwarzbraun bis gelbweiß behaarten Moschusochsen finden sich heute nur noch in Nordamerika und Grönland. In Eurasien sind sie später von Menschen wieder ausgesetzt worden. Verwandtschaftlich stehen sie den Schafen und Ziegen näher als den Rindern. Ihren natürlichen Feinden (Wolf, Eisbär) gegenüber bilden die Herden Ringburgen und drohen mit ihren Köpfen den Angreifern. Ihre Nahrung sind Pflanzen der Tundra (Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und Zwergsträucher). Die Grundlage für Moschus wird nicht aus Moschusochsen, sondern aus den Drüsen asiatischer Moschustiere (Hirsche) gewonnen.

Moorschneehuhn (Lagopus lagopus) [11]

Die Tiere haben in den letzten Jahren einen großen Bekanntheitsgrad durch das Jagdspiel auf dem Computer erfahren. Sie sind heute im Nordosten Europas, in Irland und Schottland verbreitet und bewohnen Steppen mit reichlich Mooren und Heiden. Im Sommer sind sie rotbraun, im Winter weiß gefärbt. Beachtlich sind die weit an den Beinen herabreichenden Federn, die an “Schneeschuhe” erinnern.

Auerochse (Bos primigenius) [12] ausgestorben

- Von Indien aus hatte sich der Ur oder Auerochse seit 250.000 Jahren bis nach Europa ausgebreitet. 1627 starben die letzten Tiere. Die Stammform aller europäischer und vieler asiatischer Hausrinder war in vielen Rassen weit verbreitet und so erklärt sich auch die heutige Formenvielfalt ihrer Nachfahren. Auerochsen lebten in großen Herden in mehr oder weniger offenen Landschaften. Ihre Hufe waren dem Steppenleben gut angepaßt. Ab etwa 6500 v. Chr. begann an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Zeiten unabhängig voneinander die Domestikation. Vermutlich wurden die ersten Rinder zu Kultzwecken gehalten. Ausschlaggebend dürfte der Mondkult gewesen sein: der Mond galt als Sinnbild der Fruchtbarkeit und die geschwungenen Hörner der Rinder wurden zum Symbol der Mondgöttin, der zu bestimmten Zeiten geheiligte Tiere geopfert wurden.

Schnee-Eule (Nyctea scandiaca) [13]

Die knapp uhugroßen Tiere sind tagaktiv und brüten am Boden. Dies ist nun wirklich kein "normales" Verhalten für Eulen. Sie ernähren sich von Kleinsäugern, überwiegend Lemmingen, aber auch Wasservögel und Schneehühner werden gejagt. In nahrungsarmen Jahren ziehen die Tiere auch gelegentlich nach Mitteleuropa.

Wildpferd (Equus spec. aff. przewalskii) [14]

- Die Rekonstruktion dieses eiszeitlichen Wildpferdes soll verdeutlichen, daß es nicht unbedingt um einen Ahnen unserer heutigen Pferde handelt. Darüber hinaus besitzt diese Rekonstruktion aber auch eine von den in Höhlendarstellungen abweichende Mähne, die eigentlich abstehend sein müßte. Pferde gehören zu den Unpaarhufern (zusammen mit Tapiren und Nashörnern), die seit dem Ende des Alttertiärs einen deutlichen Artenschwund erlitten, der wohl mit der Entfaltung der Wiederkäuer in Zusammenhang steht. Zu den ältesten Pferden zählen die Urpferde, kleine, sich von Blättern ernährende Bewohner subtropischer Wälder, wie sie als Fossilien in der Grube Messel bei Darmstadt gefunden wurden. Während der Eiszeit starben die Einhufer in Amerika aus. Erst die Spanier und Engländer brachten im 16. Jahrhundert die Tiere dorthin, auch wenn unsere Vorstellung von dem "ursprünglichen" Leben der Indianer davon abweicht.

Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) [15] ausgestorben

Wollnashorn Die ebenso wie die Pferde zu den Unpaarhufern zählenden Nashörner stellt man sich gemeinhin nicht in einem dichten Fell vor. Wollnashörner besaßen darüber hinaus auch gewaltige Hörner, die übrigens nicht aus Knochen, sondern aus der Oberhaut gebildet werden (sozusagen verbackene Haare). Wollnashörner waren mit den Techniken der Steinzeit sicherlich keine leichte Beute, erst mit dem Aufkommen von besonders wirksamen Langwaffen hatten die Tiere kaum noch eine Chance. Aus Filmen ist ja auch bekannt, wie schnell sich diese Giganten bewegen können. Heute leben nur noch fünf Vertreter, Breit- und Spitzmaulnashorn in Afrika, Panzernashorn in Indien und zwei kleine Waldnashörner in Südostasien.

Wolf (Canis lupus) [16]

- Über den Wolf wollen wir an dieser Stelle weniger berichten, da er doch als eines der wichtigsten Tiere für den Menschen entsprechend große Beachtung findet. Schon vor 12.000 Jahren begannen Menschen mit der Haltung dieser Tiere und deren Nachkommen sind ständige Begleiter unserer Art. Es empfiehlt sich auch ein Besuch in der Fasanerie Wiesbadens, wo Wölfe in großen Gehegen gehalten werden. In Europa ist der Wolf überwiegend ausgerottet worden und wird auf Grund der hohen Bevölkerungsdichte wohl auch nicht mehr angesiedelt werden können.

Hyäne (Crocuta spelaea) [17] ausgestorben

- Hyänen ähneln zwar sehr den Hundeartigen, gehören aber in die Verwandtschaft der Schleichkatzen. Die Tiere sind ebenso wie die Hunde an das Leben in der Steppe angepaßt. Deutlich sind bei den Hyänen die verlängerten Vorderbeine zu erkennen, so daß der Rücken steil abfällt. Dank ihrer kräftigen Schädel mit Knochenkämmen können sie auch große Knochen zerbeißen und so an das Mark herankommen. Aber auch Hals- und Nackenmuskulatur sind stark entwickelt. Trotzdem ist ihr Speisezettel außerordentlich abwechslungsreich.

Höhlenpanther /-leopard (Panthera spec. aff. pardus) [18] ausgestorben

Leoparden sind leichte, fast zierliche und etwas hochbeinige Raubtiere mit langem Schwanz. Der heute noch vorkommende Leopard ist weit verbreitet und außerordentlich anpassungsfähig. Daher ist dessen Vorkommen in der letzten Kaltzeit Europas nicht verwunderlich. In Gebieten mit gleichzeitigem Auftreten von Löwe oder Tiger sind Leoparden oft nachtaktiv und sehr viel vorsichtiger.

Bartgeier (Gypaetus barbatus) [19]

Mit einer Spannweite von bis zu 2,6 Metern ist der Bartgeier zu besonders langen und weiten Flügen fähig. Im Vergleich zu anderen Geiern besitzt das Tier einen relativ kleinen Schnabel. Um an das Mark der Knochen zu gelangen, läßt der Bartgeier diese aus großer Höhe fallen. Außer in den Pyräneen kommen die Tiere heute noch in Anatolien und dem Kaukasusgebiet vor.

Hütten aus Mammutknochen [20]

Die natürlichen, aber auch durch die Jagd entstandenen Ansammlungen von Mammutknochen wurden vor etwa 15.000 Jahren als Baumaterial verwendet. Schädel und große Knochen bildeten die Fundamente, die Dächer bestanden aus Stoßzähnen, Geweihen und Fellen. Diese Hütten waren wohl überwiegend im Winter bewohnt. Die zahlreichen und unterschiedlich alten Knochen lassen aber erkennen, daß hier über einen langen Zeitraum hinweg eine Nutzung stattfand. Insgesamt fanden sich bisher mehr als 70 solcher Hütten, überwiegend in Zentralrußland.

Cro-Magnon-Mensch [21]

Die Ursprünge des modernen Menschen liegen wohl in Südostafrika, wo sich dieser Vertreter der Gattung Homo vor etwa 200.000 Jahren entwickelt haben muß. Etwa vor 100.000 Jahren hat sich dann der Homo sapiens auch außerhalb Afrikas ausgebreitet, wo er vor etwa 50.000 Jahren in Europa auf den Neandertaler stieß. Der moderne Mensch ist wohl besonders anpassungsfähig, dennoch bleibt es ein Rätsel, warum der Neandertaler schließlich ausstarb. In unserer Ausstellung wird das Thema Evolution des Menschen nur angerissen, da dies den Rahmen deutlich sprengen würde.

Waffen und Geräte aus Menschenhand [23]

Schon vor mehr als 1,5 Millionen Jahren haben Vertreter des Menschengeschlechts Steinwerkzeuge hergestellt. Nur diese haben sich erhalten, nichts ist von den Geräten aus Holz und anderen weniger stabilen Materialien überliefert. Die unterschiedlichen Techniken der Herstellung und die immer feineren Steinwerkzeuge zeugen von der Weiterentwicklung bis zum modernen Menschen. Die Auswahl in der Wandvitrine dokumentiert nur einen Bruchteil des Könnens und jedes einzelne Objekt erzählt uns eine lange Geschichte.

Ecksaal

Die Anfänge der Kunst [29]

In den Vitrinen auf der linken Seite werden eine Auswahl an Schmuck-, Kult- und Gebrauchsgegenständen gezeigt. Jedes einzelne Stück ist für sich genommen eine Sensation. Vor bereits mehr als 30.000 Jahren haben Menschen über den reinen Gebrauchswert eines Gegenstandes diesen künstlerisch verziert. Einhergehend mit der fortschrittlichen Klingen-Technik entstanden Gegenstände, deren Funktion wir nur aus unserer eigenen Kultur heraus deuten können. Diese ersten beweglichen Kunstgegenstände zeugen auch von großem handwerklichen Können. Neben den berühmten Venusfiguren wird auch der Ulmer Löwenmensch gezeigt.

Funde aus Wiesbaden [30]

In Hessen gibt es nur zwei Fundstellen aus dem Jungpaläolithikum, Steeden und Wiesbaden. In der rechten Vitrine sind Klingen, Schaber und Klopfsteine aus der Adlerquelle zu sehen. Der aus Erbenheim stammende Faustkeil wird dem Neandertaler zugeordnet und zählt zu den ältesten Artefakten in Hessen. Zahlreiche Funde haben sich überwiegend in Höhlen erhalten, wie diese gehäuft im oberen Lahntal angetroffen werden konnten (s. Steeden im Roten Saal).

Mosbacher Sande und der Löß [31]

Unsere Eiszeitausstellung präsentiert aus zwei Regionen zahlreiche Originalfunde: Steeden und die sogenannten Mosbacher Sande. Letztere sind unter Paläontologen weltweit bekannt, haben diese Funde doch maßgeblich zu unseren Kenntnissen über die Eiszeit beigetragen. Die Gemeinde Mosbach (Ortsteil von Biebrich) gab dieser Sedimentschicht ihren Namen. Es finden sich darin die Fossilien einer überwiegend warmzeitlichen Tierwelt (etwa 1 Mio. bis 500.000 Jahre). In den Vitrinen gegenüber dem Mammut sind nur von wenigen Vertretern Knochen ausgestellt. Allein mehr als 70 Säugetierarten sind bis heute dokumentiert. Darunter auch solche Tiere, wie das Flußpferd, das man nun wirklich nicht in Mitteleuropa erwarten würde. Wie aber bereits zu Beginn gesagt, gab es während der Eiszeit einen mehrfachen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten.
Über diesen warmzeitlichen Mosbacher Sanden befindet sich eine Lößschicht - feinste tonige Sande, die während der letzten Kaltzeit vor etwa 40.000 Jahren ausgeblasen wurden und sich seitlich der Täler abgelagert haben. Unter den Mosbacher Sanden lagert ein Schatz aus Kalk, die sog. Hydrobienschichten - Ablagerungen und Riffe eines tertiären Meeres, das vor etwa 18 Mio. Jahren an Wiesbadens Küste heranreichte.

Saiga- oder Schafantilope (Saiga tatarica) [32]

- Besonders kennzeichnend ist die aufgewölbte und rüsselartig vorgezogene Nase. Die Männchen besitzen ein kleines, nach oben gerichtetes Gehörn. Im Winter besitzen die Tiere ein dichtes, wolliges und grau gefärbtes Fell. In unserer Region finden sich zahlreiche Fossilien, dagegen beschränkt sich ihr heutiges Verbreitungsgebiet auf die nördlichen Steppen Eurasiens. Die Tiere haben ein ausgezeichnetes Sehvermögen und können Feinde auf einer Distanz von etwa 1 km wahrnehmen. Die Saiga läßt sich leicht zähmen und diente wohl auch als Nutztier.

Mammut (Mammonteus primigenius) [33] ausgestorben

Mammut Wenn man eine Eiszeitausstellung vorbereitet, begleitet einen dieses Tier tagtäglich, so daß es schwer fällt, die wichtigsten Informationen in wenigen Sätzen auszudrücken. In dem Diorama finden sich auf der linken Seite große Knochen von Mammuts aus Wiesbaden, die sich in der Lößschicht erhalten haben. Die Rekonstruktion mit einer Schulterhöhe von etwa 3,50 Meter wurde an Hand der Maße eines Fundes aus Sibirien von Herrn Luksch (München) erstellt. Solch ein Tier war mehr als fünf Tonnen schwer und mußte wahrscheinlich mehr als 200 kg Nahrung täglich zu sich nehmen. Große Elefantenvertreter unterschiedlichster Arten finden sich in Form zahlreicher Fossilien aus dieser Region, wie beispielsweise Süd-, Steppen- und Waldelefant. Besonders die großen Backenzähne lassen uns diese Arten unterscheiden, haben sie sich doch ganz unterschiedlich ernährt. Im Vergleich zu heutigen Elefanten fällt bei den Mammuts der Rücken steil herab. Von der großen Anpassung an das rauhe und kalte Klima während der Kaltzeit zeugt nicht nur die dichte und lange Behaarung. Die Tiere besaßen sogar als Schutz vor der Kälte eine Afterklappe. Obwohl sich ganze Kadaver im Permafrost Sibiriens erhalten haben, fallen die bisherigen Rekonstruktionen sehr unterschiedlich aus. Dies zeigt ein wenig die Schwierigkeit der Interpretation von Fossilien. In unserer Region finden sich dagegen nur Einzelknochen, da die Kadaver sich vor oder nach der Verfrachtung in den Fluß in ihre Bestandteile auflösten.

Roter Saal

Steedener Höhlen [36]

Als Naturwissenschaftler hat man doch nur selten die Gelegenheit, archäologische Funde auszuwählen. Die Naturwissenschaftliche Sammlung besitzt zwar zahlreiche Zeugnisse eiszeitlicher Tiere aus den Höhlen bei Steeden, aber wie sehr faszinieren dann erst die Hinterlassenschaften der ersten Bewohner dieser Region. Die Sammlung Nassauischer Altertümer hat uns in die Lage versetzt, staunend und ehrerbietig eine Auswahl an Gebrauchs- und Schmuckgegenständen aus diesen Höhlen zu treffen. Wenn nicht die harten Nachkriegszeiten zum Abbau des Kalkes gezwungen hätten, würden wir in Hessen sicherlich ein imposantes Ausflugsziel bei Limburg besitzen. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhundert wurden regelmäßig Knochen aus den Höhlen zur Düngung verwendet, erst 1870 fanden dann systematische Grabungen von Cohausen statt. Etliche der Fundstücke dienten in der damaligen Diskussion um die Gleichzeitigkeit von Mensch und Mammut als Beweisstücke. Selbst heute werden noch spannende Erkenntnisse aus diesen Objekten gewonnen.

Wie entstehen solche Rekonstruktionen?

Für die Herstellung einer Rekonstruktion bedarf es einer Fülle unterschiedlichster Quellen und zahlreicher Daten. Insbesondere für die Tiere der Eiszeit stehen dafür zahlreiche Informationen zur Verfügung. So konnten oft nicht nur Knochen, sondern auch ganze Kadaver solcher Tiere geborgen werden. Darüber hinaus leben heute noch Verwandte oder Nachfahren einiger Arten. Nach gründlichen Recherchen wird ein Modell und anschließend eine Plastik im Originalmaßstab geschaffen, die mit Kunstfell oder Originalhaaren anderer Arten bestückt wird. Zum Ziel hat man dabei nicht unbedingt eine täuschend lebensechte Replik herzustellen, da trotz aller Informationen meist noch sehr viele Fragen ungeklärt sind und wohl auch immer bleiben werden. Nicht selten ist die Entwicklung dieses Modells eine der erkenntnisreichsten Zeitabschnitte, da an einem dreidimensionalen Objekt erst die richtigen Fragen gestellt werden können. Als Besucher sollte man daher nicht darüber enttäuscht sein, wenn man unterschiedliche Repliken der selben Art antrifft. Sie sind alle Belegstücke eines bestimmten Kenntnisstandes und zeugen natürlich auch von der unterschiedlichen Interpretation der Daten. Nehmen wir beispielsweise das gezeigte Mammut. Es unterscheidet sich auf den ersten Blick nur unwesentlich von Darstellungen in Darmstadt, Stuttgart oder Basel. Insbesondere dem Fachwissenschaftler bieten diese Interpretationen eine große Diskussionsgrundlage.

Ausstellungsplan

Weitere Informationen

Für unterschiedliche Altersstufen wird es jeweils eigene Quizze wie zur letzten Ausstellung geben. Im Vortragssaal sollen aktuelle Filme zum Thema präsentiert werden und an den alle vier Wochen stattfindenden "Eistagen" bieten wir besondere Aktivitäten an.

Layout: Felix Grimm - Inhalt: F. Geller-Grimm